Die Bernstein Conference on Computational Neuroscience 2010

Zum sechsten Mal fand zuletzt die Bernstein Conference on Computational Neuroscience statt. Austragungsort war zum zweiten Mal nach 2006 die Hauptstadt Berlin. Mehr als 200 Wissenschaftler kamen in Berlin zusammen, um bei der Tagung vom 27. September bis zum 1. Oktober 2010 zum Thema vorzutragen, zuzuhören und um sich auszutauschen. Veranstalter war natürlich das Bernstein Netzwerk für Computational Neuroscience, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Veranstaltungsort war das Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin. Neben inhaltlichen Auseinandersetzungen gab es zudem auch die Vergabe des Bernstein Preises, der mit 1,25 Millionen Euro sehr hoch dotiert ist. Alle Informationen zur BCCN 2010 Konferenz gibt es in diesem Artikel.

Das Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience

Veranstaltet wird die Konferenz vom Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience. Dieser recht spektakuläre Name geht auf Julius Bernstein zurück. Der Physiologe und Biophysiker hat von 1839 bis 1917 gelebt und eine wichtige Theorie zu Membranen aufgestellt, die als biophysikalisch erklärende Grundlage gilt, wie Informationen in den Nervenzellen durch Strom geleitet werden. Die Disziplin selbst lässt sich ungefähr mit berechnender Neurowissenschaft übersetzen. Die Experten beschäftigen sich also mit Nervensystemen, die auch heute noch jede Menge Fragen bereithalten.

Das Netzwerk ist der passende Name, da es tatsächlich kein Zentrum gibt und die Mitglieder sich in ganz Deutschland befinden. Es gibt mehrere Zentren des Netzwerkes, die in Mannheim-Heidelberg, in Berlin, Tübingen, Freiburg und München zu finden sind. Kernidee des Netzwerkes ist, die Experten und Kompetenzen bündeln zu können, was unter anderem auch jährlich auf der Konferenz geschieht. Es gibt aber auch viele internationale Mitglieder. Das Bernstein Netzwerk basiert auf der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und besteht seit 2004.

Die Konferenzen des Bernstein Netzwerkes

Schon ein Jahr nach der Gründung des Bernstein Netzwerkes gab es auch erste Konferenzen bzw. Symposien. Das erste Symposium fand 2005 in Freiburg statt. Im Jahr darauf ging es nach Berlin, wo man jetzt vor kurzem also zum zweiten Mal gewesen ist. Beim dritten Mal trafen sich die Mitglieder und Wissenschaftler in Göttingen, danach 2008 in München. Im letzten Jahr fand die Konferenz dann von Ende September bis Anfang Oktober 2009 in Frankfurt statt. Auch in den nächsten Jahren soll der Rhythmus pro Jahr beibehalten werden. Als Nächstes sind Freiburg und Tübingen als Orte angedacht.

Die Computational Neuroscience Konferenz 2010

Interessant am Fach der Computational Neuroscience ist, dass es eigentlich noch recht jung ist. Entsprechend hat auch jede Konferenz stets etwas Besonderes zu bieten, da häufig wichtige Erkenntnisse gewonnen und zu dieser Gelegenheit zusammengetragen werden. Auch die Tage in Berlin waren jetzt mit einem vollen Programm gespickt, das direkt am Montag losging.

Montag

Das Programm der BCCN am MontagEröffnet wurde die Konferenz von Klaus-Robert Müller, direkt im Anschluss wurde schon der Bernstein Preis verliehen. Es folgte der erste Keynote Sprecher, der zuvor auch Preisträger wurde. Nach einer Pressekonferenz ging es mit der Mittagspause weiter, danach wurde der brains4brains Award verliehen. Zum Nachmittag gab es dann die ersten Vorträge. Das waren “New estimate for the redundancy of natural images” von Reshad Hosseini, “Neurons in primary visual cortext encode naturalistic visual information using multiple temporal scales” und “Multiple timescale Continuous-time Coding with Spiking Neurons”.
 
Es gab im Anschluss eine kurze Kaffeepause, die natürlich auch Gelegenheit dafür bot, sich etwas näher kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. Doch noch vor dem Abend sollte es drei weitere Vorträge geben. Das waren “Predicting the dynamics of dual prism adaptation with a biophysically plausible neural model” von Orlando Arevalo, “Object Affordances in the Context of Sensory Motor Contigencies” von Jens Kleesiek und “Learning Coordinated Eye and Head Movements: Unifying Principles and Architectures” von Sohrab Saeb.

Dienstag

Am Dienstag der Konferenz stand sogar noch mehr auf dem Programm, da es direkt am Morgen losgegangen war. Um 9 Uhr begann Keynote Sprecher Lars-Kai Hansen mit seinem Vortrag zum Thema “Machine Learning strategies for fMRI analysis”. Im Anschluss gab es den Vortrag und das Gespräch zu “Cortico-cortical receptive fields: Topographic organiziation of intrinsic functional connectivity between V1 and V3 in the human brain” von Jakob Heinzle. Nach einer kurzen Kaffeepause folgten die Beiträge “Dynamic effective connectivity analysis of goal-directed reaching” von Annette Witt, “Towards gaze-independent visual brain-computer interfaces” von Matthias Treder sowie “Simulation of innervation and activation scenarios of morphologically detailed, large-scale neuron networks in a column of the primary somatonsensory with NeuroDUNe” von Stefan Lang.

Es folgte die etwas längere Mittagspause von zwei Stunden, in der sich die Teilnehmer erst einmal ordentlich stärken konnten. Danach ging es dann auch direkt bis zum Abend weiter, der mit einer Poster Session im Lichthof beendet wurde. Es gab noch die Vorträge “The Neuroeconomics of Social Norm Compliance” von Keynote-Sprecher Ernst Feher, “Identifying Attracting Dynamics of Cortical Populations during Decision-Making Tasks” von Emili Balaguer-Balester, “How Good is Grid Coding versus Place Coding for Navigation Using Noisy, Spiking Neurons?” von Alexander Mathis und “From grid cells to place cells: a generic and robust principle accounts for multiple saptial maps” von Sen Cheng.

Die weiteren Tage der Konferenz

Auch die nächsten drei Tage waren noch voll mit vielen Vorträgen und Gesprächsrunden. Mittwoch und Donnerstag ging es auch jeweils bis zum Abend, am Freitag wurde die Konferenz dann am Mittag beendet. Es gab noch eine offene Diskussionsrunde, ehe sich die Teilnehmer wieder auf den Weg nach Hause machten. Der Donnerstagabend war noch besonders aufgrund der Live-Musik und der Rezeption im Lichthof.

Weitere Keynote Sprecher waren Pascal Fries mit “Routing and computing with neuronal synchronization”, Peter Jonas mit “The ‘in’ and ‘out’ of GABAergic interneurons in the hippocampus”, Gerwin Schalk mit “Perception and Cognition in Human Electrocorticographic Signals” sowie Maneesh Sahani mit “Watching time go by: the statistics of the sensory enviroment contributes to estimates of temporal intervals” und Jan Koendrink mit “Vision: The Optical User Interface”.

Der Bernstein Preis für Computational Neuroscience

Der Bernstein Preis für Computational NeuroscienceEine Besonderheit der Konferenz war die Verleihung des Bernstein Award for Computational Neuroscience, der schon seit 2006 vergeben wurde. Dieser Preis ist immerhin mit 1,25 Millionen Euro dotiert und ist ein Nachwuchspreis für naturwissenschaftliche Forschung. Er wurde direkt zu Anfang am ersten Tag verliehen. Freuen konnte sich Dr. Udo Ernst vom Institut für Theoretische Physik in Bremen. Im Anschluss hielt er auch direkt einen Vortrag mit dem Thema “How do factors like knowledge and context influence image processing?”. In den Jahren zuvor gewannen Dr. Jan Gläscher, Prof. Dr. Susanne Schreiber, Prof. Dr. Jan Benda und Prof. Dr. Matthias Bethge.

Fazit zur Bernstein Conference on Computational Neuroscience 2010

Obschon das Fach der Computational Neuroscience noch sehr jung ist, gibt es doch schon so vieles dazu zu sagen. Seit 2005 findet jährlich eine Konferenz des Bernstein Netzwerkes statt, dass jetzt zum zweiten Mal schon in Berlin stattgefunden hat. Es wurden dazu Räumlichkeiten der Technischen Universität Berlin genutzt. Auch weiterhin wird das Netzwerk vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

An fünf Tagen gab es vom 27. September an ein sehr volles Programm mit vielen Vorträgen und zentralen Keynote-Sprechern. Ein Höhepunkt war sicherlich gleich auch am ersten Tag die Verleihung des Bernstein Awards an Dr. Udo Ernst. Die Tage danach boten viele Inhalte, aber auch immer wieder Möglichkeiten für Pausen und Gespräche. Am Donnerstagabend gab es zudem eine Rezeption und davor Musik. Insgesamt aus Sicht der Teilnehmer und Veranstalter eine gelungene Konferenz, die im nächsten Jahr ihre Fortsetzung in Freibung und Tübingen haben wird. Auf der Webseite bccn2010.de gibt es alle weiteren Informationen zum Programm und Inhalten der Konferenz.

X